Seilführung, wie gelehrt?
Kletterforum ->
Sicherungstechnik
|
|
|
Anna Witt
Beiträge: 985
|
Beitrag vom: 23.02.2013 - 11:37
Und jetzt noch mal eine Frage an die Kursexperten:
Wenn man mal in der Halle ist, sieht man ja echt komische Dinge und eins haben wir jetzt so oft gesehen, dass ich mich langsam frage, ob es vielleicht in irgendwelchen Kursen so gelehrt wird????
Extrem viele Leute, sowohl in Altdorf als auch in Bayreuth, sichern schon an den ersten zwei Haken im Vorstieg so, dass das Seil zwischen den Beinen des Kletterers verläuft, was bei der männlichen Spezie regelmässig zu schmerzhaften Kastrationsstürzen führt (selbst dann, wenn der Sichernde relativ nah an der Wand steht).
Wird die Seilführung so gelehrt???
(Was sicher nicht gelehrt wird, ist, dass man dabei noch 5 m von der Wand weg steht, so dass dem Kastrationsturz dann noch ein Zusammenprallen von Sicherndem und Kletterndem und schliesslich noch der Bodenkontakt des Kletterers, womöglich noch mit dem Kopf, folgen.)
Bei uns hat es sich in der Praxis (=Stürze an Haken 1-2) bewährt, das Seil rechts oder links der Beine laufen zu haben und direkt an der Wand zu stehen. Wenn man dann noch Platz hat, weich zu sichern, lässt man halt ein bissl durchlaufen.
|
Seitenanfang |
|
|
|
Anna Witt
Beiträge: 985
|
Beitrag vom: 24.02.2013 - 12:33
Keine Antwort? Dann wird das scheinbar nicht so gelehrt und die schauen sich das hier einfach alle von einander ab. |
Seitenanfang |
|
|
|
Martin Hagn
Beiträge: 809
|
Beitrag vom: 24.02.2013 - 14:09
Ich glaube das liegt daran, das Nachdenken und logische Schlussfolgerung immer mehr zur Mangelware wird.
Und viele Stürzen einfach nie und scho gar nicht im unteren Bereich und wissen gar nicht was da abgeht.
Meine Meinung dazu ist, das es daran liegt das mittlerweile jeder der sich an bunten Bommeln ne 5+ hochfürchten kann, den Kletterwandbetreuer machen darf, und dann anderen versucht das klettern beizubringen. Und wenn der Kursleiter schon nur ein Halbwissen hat und der Kursteilnehmer nur 75% von dem Halbwissen versteht weiß dieser nur ein 37,5%-iges Wissen.
Und leider haben sehr, sehr viele Personen die angewohnheit sich berieseln zu lassen, und das damm Kursleiter vermittelte Wissen zu hinterfragen und sich Gedanken zu machen.
Und meiner Meinung nach sind auch die Anforderungen für den Trainer-C sind meiner Meinung nach zu niedrig angesetzt.
Naja, aber wenn es bei solchen Stürzen zu Kastrationsunfällen kommt, stellt dies sicher, das sich solche Menschen nicht fortpflanzen.
Es lebe der Darwinismus.
Einfach nicht drüber aufregen.
Gruß Martin
|
Seitenanfang |
|
|
|
Anzeige
|
Anna Witt
Beiträge: 985
|
Beitrag vom: 24.02.2013 - 18:07
Stimmt, da hast du recht. Die nicht mehr mögliche Fortpflanzung lässt noch ein wenig hoffen für die Menschheit!!
Ansonsten stimme ich dir aber auch voll zu. |
Seitenanfang |
|
|
|
Heiner Müller
Beiträge: 39
|
Beitrag vom: 24.02.2013 - 19:09
ja, martin!
das mit dem trainer C wundert mich schon seit jahren.
da sind ein paar ganz schöne flitzpiepen dabei...
natürlich ist es nicht zwingend nötig, besonders schwer zu klettern, um gut sichern zu können...,
aber es erhöht statistisch die sicherheit, daß die leute längere erfahrung haben.
in den 80ern war jemand, der 7+ kletterte noch ein kleiner held und hatte vielleicht auch schon eine reihe von jahren klettererfahrung auf dem buckel. um statistisch die gleiche sicherheit anzusetzen, muß man heute wohl eher auf 9- erhöhen, so schnell wie die leute heute durch die hallen stark werden. und da liegt das zweite problem: wer in der halle klettert, entwickelt nicht wirklich sicherungserfahrung, da immer haken vorhanden sind und das noch in hoher dichte. sicherungserfahrung heißt für mich, das richtige zu tun bei weiten runouts. oder was tue ich beim klettern mit mobilen sicherungen. für wie sicher schätzt der kletternde den letzten keil ein? soll ich eher hart oder weich sichern, falls dieser unsicher ist?, usw.!
sowas lernt keiner in der halle. deswegen waren 7+ kletterer damals auch sicherer, da sie nie in hallen geklettert sind und noch häufig in schlecht gesicherten routen. dafür gibts natürlich heute auch leute, die 10- klettern, aber eben nur in der halle, da sie felsen nur 2x im jahr sehen.
also ein schwieriges problem und eigentlich ein eigenes thema. aber martins meldung hat mich gerade mal gereizt, etwas loszuwerden... |
Seitenanfang |
|
|
|
Anna Witt
Beiträge: 985
|
Beitrag vom: 24.02.2013 - 20:41
Ja, das ist ein eigenes Thema. Aber Heiner, von jemandem, der sich Trainer nennt, erwarte ich nicht nur viiiiiel Erfahrung und Wissen im Bereich Sichern und Sicherheit, sondern auch viele eigene Trainingserfahrungen, eine gute bis sehr gute Technik und Taktik usw...
Wenn ich mir anschaue, wer sich da so Trainer nennt und wie die sich im Fels bewegen, wird mir schlecht.
Da finde ich dann einfach den Begriff "Trainer" irreführend.
Ich hab schon oft so Kurse beobachtet. Selbst die Ausbilder der Trainer C Anwärter bewegen sich teilweise echt hilflos, geben auswendig gelernte Dinge weiter und man merkt, dass keine eigene Erfahrung dahinter steckt (z.B. Spotten beim Bouldern, sowas von realitätsfern, dass sich jeder Boulderer totlacht,...)und korrigieren nach gelernten, aber nicht erlebten Kriterien.
Ich würde die Vorraussetzungen für den niedrigsten Trainerschein auch viel höher ansetzen.
|
Seitenanfang |
|
|
|
Kalle Demetz
Beiträge: 3324
|
Beitrag vom: 24.02.2013 - 21:29
Zitat: Bei uns hat es sich in der Praxis (=Stürze an Haken 1-2) bewährt, das Seil rechts oder links der Beine laufen zu haben und direkt an der Wand zu stehen. Genau das ist die Lehrmeinung und Inhalt von Kursen.
Ich stimme Euch zu, dass die Voraussetzungen für einen Trainerschein zu niedrig sind. Aber warum sind sie so niedrig? Weil für die Massen an Anfänger Trainer gebraucht werden. Und der DAV als größter Betreiber von Kletterhallen und Herr über Kursinhalte..............
Bei einem Punkt stimme ich aber nicht zu - ein Trainer-C muss nicht gut klettern können, ein 6er reicht locker. Aber er muss:
- gut sichern können
- viel Hintergrundwissen haben
- die Inhalte didaktisch gut rüberbringen
- Fehler sofort erkennen und das bei mehreren Seilschaften gleichzeitig
- aufmerksam und verantwortungsbewußt sein
- immer up to date sein (Fortbildungen)
etc.
Warum muss er nicht gut klettern können. Weil Klettertechnik erst mal kein Inhalt eines Kletterkurses (Top Rope, Vorstieg) ist. Dafür ist gar keine Zeit. Es reicht, wenn er ein Seil in Touren für Anfänger reinhängen kann.
Anders sieht es natürlich bei weiterführenden Kursen (Technikkurs etc.) aus. Da erwartet man natürlich, dass der Trainer die entsprechende Technik beherrscht und Hintergrundwissen bei der Trainingslehre hat. Wenn wir dann noch einen Schritt weiter gehen, dann ist es durchaus üblich, dass die Teilnehmer besser klettern können wie die Trainer (ist in jedem Sport so). Wichtig hierbei ist dann beim Trainer, dass er Fehler erkennt und korrigieren kann (auch ohne die Stelle selber klettern zu können). Das heißt, ein Trainer, der im 9. Grad klettert, kann durchaus einen Kletterer im 11. Grad coachen. Aber das sind dann auch keine Trainer-C mehr |
Seitenanfang |
|
|
|
Anzeige
|
Heiner Müller
Beiträge: 39
|
Beitrag vom: 24.02.2013 - 23:00
ich halte es aber für statistisch höchst unwahrscheinlich, daß ein 6er kletterer all die angeführten punkte beherrscht, da ein 6er kletterer keine erfahrung haben kann, sonst würde er schwerer klettern. wer so viele stunden am fels verbringt, daß er erfahrung sammeln konnte, klettert schwerer als 6!
dafür gibt es natürlich 3 ausnahmen:
1. eine behinderung, die ihn ausbremst,
2. er ist früher schwerer geklettert (vergleiche 60-jährige fußballtrainer)
3. eltern oder partner, die seit jahren sichern, ohne zu klettern (eher seltener fall, wird aber immer mehr).
|
Seitenanfang |
|
|
|
Kalle Demetz
Beiträge: 3324
|
Beitrag vom: 25.02.2013 - 10:30
sehe ich anders. wie siehts beispielsweise mit jemanden aus, der keine hallen mag und viele alpintouren clean klettert. da hab ich vor einem 6er kletterer sehr viel respekt (wesentlich mehr, als vor jemandem, der in der halle 9er klettert).
wie siehts mit jemandem aus, der viele jahre einfach nur zum spaß klettert und nicht trainiert? da kommen die wenigsten über den 6. grad raus. und so jemandem würd ich durchaus zutrauen, die sicherungstechnik zu beherrschen.
und letztendlich - schau dich doch mal am fels um - wie hoch ist der prozentsatz an kletterern, die stabil über dem 6. grad klettern (40% ?). über dem 7. grad sinkt die rate dann drastisch. und wenn dann nicht alle meter ein bohrhaken steckt...
abgesehen davon kenne ich einige, die saugut klettern (u.a. kaderkletterer), aber wie schwein sichern |
Seitenanfang |
|
|
|
Michi Müller
Beiträge: 201
|
Beitrag vom: 25.02.2013 - 10:42
Ich finde es schlimm, wenn man die Sicherungstechnik immer mit dem Kletterkönnen verbindet - die haben doch nichts miteinander zu tun.
Und inzwischen gibt es so viele unterschiedliche Bereiche rund um den Bergsport, dass man solche Aussagen nicht pauschal sagen kann (Alpinklettern, Hallenklettern, Sportklettern, Big Wall, Bouldern, Mixed, Hochtouren, .........).
Und mir sind gute und zuverlässige Sicherer lieber, als gute Kletterer
Und lieber nen 6er onsight, als einen 9er im 73. Versuch |
Seitenanfang |
|
|
|
|