Unaufmerksamer Sicherer - kann man etwas tun?
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Sicherungstechnik
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Sebastian Lauffer
Beiträge: 10
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Beitrag vom: 27.03.2014 - 11:20
leider hatte ich jetzt nach langer Zeit doch einen kleinen Zwischenfall. Vertrauen etwas angeknackst (und Sprunggelenk sicher bald wieder voll ok).
Treffe mich zum Klettern mit unterschiedlichen, leider immer nur zu zweit, was vielleicht ein doch ein Nachteil ist, da fehlt der direkte Blick auf den Sichernden.
Und ich erlebe Sichernden nicht so richtig bei wie er es macht. Eben Vertrauensache.
Hat mit dem Einklippen immer gut klappt, habe ihm auch schon öfters erzählt wie ich es so gerne mit dem Schlappseil hab (ich bin damit ziemlich geizig … geht gegen 0 und erwatet(e), dass auch vom Sicherer).
BTW ich hab mir extra an MegaJul gekauft, weil ich damit noch schneller reagieren kann also mit dem GriGri* und ne KletterBrill, damit ich immer nur so 5-10 cm höchstens Schlappsei zum Vorsteiger hab (ich weiss dass mögen viele nicht... wenn man sich in der Halle so umschaut ist da oft viel viel mehr Schlappseil). Mit dem MegaJul kann ich super fein, schnell dosieren.
So weiter... mein Partner nutzt nun Grigri* (weniger relevant) und ich will so ganz kleine (supermini) Sturztests machen, weil ich heute nicht so das Selbstvertrauen hab und und irgendwie Gefühl ins Stürzen kriegen will (Kopfsache neu updaten).
Machs an paar mal direkt am Hacken, also ohne Schlappseil (natürlich passiert praktisch nix) …
der Sicherer denkt vielleicht: So eine Zeitverschwenndung/Unsinn, wann is er endlich fertig und mir is langweilig. Also gehst du 10 cm höher, weil dass es ein bisschen mehr stürzt, aber was passiert du fliegst einige Meter tief!
Wie kann dass sein? Hä? Bist du doch nur ein wenig höher getreten (vielleicht 10cm) und fällst nun einige Meter?
Der Sicherer erklärt später er haben halt Seil gegeben, weil er dachte Vorsteiger würde weiter steigen.
Thematisiert wird nur dieser Zwischenfall und dein das mimal verstauchte Sprungelenk. Nachdenklich macht mich aber was ganz anderes:
Wie wie gibt er denn sonst Seil aus, wenn ich vorsteigst? Wirklich so wie er es von dir immer kennt, peinlich genau auch wenn es ganz easy aussieht? Klar schien immer Einigkeit und immerwieder wurde darüber gesprochen (vielleicht fand er es übertrieben, den Vorsteiger ängstlich).
Mein aktuelles Fazit daraus:
- Sturztraining sollte man machen und am besten früh und vielleicht immer mal wieder.
- Sturztraining vielleicht doch besser an nem leichten Überhang machen, in TopRope auch kein Fehler.
- Sturzhöhe stetig geringfügig steigern (z.B. so ein Tritt inklusive aller Farben ca. 10 cm).
- es wäre gut, wenn eine dritte Person dabei wäre damit Du das Sichern der Partner einmal live, aus erster Hand beobachten kannst.
- ich denke Folgen von Stürtzen werden unterschätzt. Auch wenn Bodennähe ausgeschlossen ist kann man sich doch trotzdem verletzen (z.B. verstauchter Knöchel). - natürlich (please) zusätzliche Vorsicht bei vollen Hallen und ablenkbaren Partnern … usw.
- auch kein übermässiges Schlappseil(keine Ausnahmen), wenn die Situation eigentlich gerade supereasy aussieht und der Vorsteiger scheinbar grad echt gar keine Problem hat … (scheinbar Spaziergang). Das wars :) Herzliche Grüße, Seeee
update:
Noch einen Tag später erfahre ich, dass er nicht mal geschaut hat. War abgengt hat mich nicht fallen gesehen.
"ich hoffe du hast dich nicht ernsthaft verletzt! ... sehe dich noch hochklettern nach den kurzen stürzen bei denen es ja nur ein paar cm nach unten ging, als du dann weiter hoch bist dachte ich eigentlich dass du dein stürzen beendest. habe dir dann nach meinem jetzigen empfinden etwa 50 cm mehr seil gegeben aber nicht damit gerechnet dass du da jetzt dann runterspringst. da unten auch viel betrieb war und ständig jemand hin und her und an mir vorbei gewuselt ist habe ich deinen sturz gar nicht gesehen ... gemerkt wie es mich an die wand bzw bestimmt einen halben meter bis meter nach oben gezogen hat, meine füsse waren jedenfalls nicht mehr auf dem boden. tut mir leid dass du dich verletzt hast hoffe dass das nicht zu schlimm ..."
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Anna Witt
Beiträge: 985
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Beitrag vom: 27.03.2014 - 18:56
Wenn bei mir jemand knapp über der Umlenkung stürzt, fällt der auch ein ganzes Stück, damit er sich NICHT weh tut.
( Die einzige Ausnahme wäre knapp überm Boden oder über einem Absatz.)
Dafür muss man auch nicht unbedingt Schlappseil geben. Man sichert halt weich (durchrutschen lassen/ hoch springen etc.).
Mehr hat dein Sicherer wahrscheinlich nicht gemacht und das ist eigentlich goldrichtig und verhindert gebrochene Füsse u.ä..
Bei mir ist das anders herum: Wer so nicht gesichert werden will, sucht sich nen anderen Sicherer. |
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Anna Witt
Beiträge: 985
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Beitrag vom: 27.03.2014 - 19:06
Ok, die 50cm Schlappseil hatte ich überlesen. Aber die braucht man ja eh, um sich überhaupt bewegen zu können.
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Andi Müller
Beiträge: 26
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Beitrag vom: 27.03.2014 - 19:12
Hm... also ich bin doch sehr froh, dass ich MEINEN Kletterpartner gefunden habe, der wirklich NIE zu viel Seil ausgibt (und es gab schonmal einen echten Härtetest am 2. Haken).
Einige Anmerkungen fallen mir ein:
- einerseits bin ich auch geizig mit Schlappseil, finde aber, dass es, je nach Situation, Wandneigung und zurückgelegter Klettermeter, nicht der Hauptpunkt ist beim Sichern. Allerdings: Es gibt ja Vollidioten, die tatsächlich Schlappseil mit Weichem Sichern verwechseln!!! Sollte dann nicht unbedingt der Seilpartner Deiner Wahl sein.
- Was mich an Deiner Geschichte in dem Zusammenhang interessiert ist: wurdest Du während des Sturzes weich gebremst, oder wars ein weiter Sturz mit ruckartigem Hängenbleiben/bist du gegen die Wand geprallt und hast Dir dabei das Sprunggelenk verletzt?
- Ich finde den Spruch "Dachte, du kletterst weiter und hab nicht gemerkt, dass du stürzt" absolut daneben! Wenn ich jemanden sichere, der gerade eben noch im Seil hängt und ich merke, dass die person offensichtlich weiterklettert (weil der Seilzug aufhört), dann ist meine erste Reaktion nach oben zu schauen (und dem Seilpartner wieder meine ungeteilte Aufmerksamkeit zu widmen) und nicht blind Seil auszugeben, das ist echt das Allerletzte und spricht überhaupt nicht dafür, dass Dein Seilpartner überhaupt eine Idee hat von der Ethik eines Sicherers!
- Allerdings muss ich sagen: Sturztraining ist zwar was Sinnvolles, aber es müssen die Rahmenbedingungen stimmen (Wandneigung, Lautstärke, Absprachen mit dem Seilpartner). In einer vollen Kletterhalle mit lauter schreienden Kindern ist Sturztraining nicht empfehlenswert und man sollte auch nicht schon am 2. Haken damit anfangen zu stürzen...
Zu guter Letzt das Video der Woche:
http://www.youtube.com/watch?v=FHdqjjyeTtg&feature=share&list=LLuyb925iqJEPsWG7lC_CqCg&index=2 |
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Vesna Milardovic
Beiträge: 101
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Beitrag vom: 27.03.2014 - 19:16
Was genau heisst bei dir einige Meter tief? 50 cm "Schlappseil" plus ein paar cm über die Exe, geben wir dem ganzen auch mal so 40 cm, macht 2x40 + 50 plus bissi Seildehnung, plus was dein Sichernder abstand zur Wand hatte plus 50 cm die Wand hoch - ich würde sagen 2, 5 - 3m Flug.
Absolut nicht ungewöhnlich. Würde mich jetzt nicht stressen... |
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Anna Witt
Beiträge: 985
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Beitrag vom: 27.03.2014 - 19:55
@ Vesna: Das sehe ich genauso. Und wenn man nicht den Boden berührt ist ein bisschen weiter meist angenehmer als ein bisschen kürzer.
@ Kathrin: Das ganz traurige ist, dass es viele Sicherer gibt, die bei einem Sturz, mit dem sie nicht rechnen, besser sichern, als bei einem, den sie erwartet haben. Dann haben sie nämlich keine Chance mehr, noch Seil ein zu ziehen oder nach hinten zu laufen und sicher zumindest nicht noch extra hart. Das ist echt traurig aber wahr. Ganz ausser Diskussion steht, dass wir uns von solchen Pappnasen eh niemals sichern lassen würden, oder? |
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Anna Witt
Beiträge: 985
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Beitrag vom: 27.03.2014 - 19:56
Sorry! Da "ÄNDERN" z.Zt. nicht möglich ist, konnte ich Kathrin nicht mehr in Katrin ändern. |
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Andi Müller
Beiträge: 26
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Beitrag vom: 27.03.2014 - 20:11
Haha, das ist schon okay mit dem katHrin.
Schöne Situation aus der Kletterhalle: Erfahrener Kletterer macht Sturztraining mit seiner weniger erfahrenen Freundin. Sturz 1 verläuft normal, trotzdem beschwert sie sich und die beiden führen eine längere Diskussion. Sturz 2 verläuft dann so, wie sies von ihm haben wollte, nämlich bockelhart. Die folgenden Stürze wollte sie dann auf einmal doch wieder lieber ein bisschen weiter unten landen als gegen die Wand zu knallen... |
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Richie Bauer
Beiträge: 180
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Beitrag vom: 27.03.2014 - 20:35
Das Problem ist, dass genau die, die Angst vorm Stürzen haben vieles falsch machen. Die Folge sind harte und unangenehme Stürze und auch Verletzungen. Dies wiederum fördert die Sturzangst....
Wenn man auf nichts drauffliegen kann, ist weiches Sichern das A und O. Durch weiches Sichern werden Verletzungen verhindert und Stürze angenehm. Und die Rechnung von Vesna triffts genau
Zum Kletterpartner:
Wenn der Kletterpartner beim Sichern nicht aufpasst, dann ist es der falsche Kletterpartner. Das Problem ansprechen und sollte sich nichts ändern, den Kletterpartner austauschen. Es geht um Deine Sicherheit. |
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Kalle Demetz
Beiträge: 3324
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Beitrag vom: 27.03.2014 - 20:48
Die unangenehmsten Stürze sind die, 50cm mit der Hüfte über dem Haken und hart gesichert. Dann knallt man unweigerlich mit dem Körper an die Wand, denn man bekommt nicht mal die Füße zum Abfangen vor den Körper. Man fliegt praktisch einen Kreis und im rechten Winkel gegen den Fels.
Richtig gesichert läßt man das Seil 1-2 Meter durchlaufen (bzw. spingt 1-2 Meter hoch), dann fliegt der Kletterer eine Ellipse und kommt sanft an der Wand auf
Noch ein kleines Beispiel:
Du fährst mit dem Auto und die Bremse fällt aus. Wo fährst Du lieber dagegen, um das Auto abzubremsen - gegen eine Betonwand (statisch) oder gegen einen Busch (dynamisch)?
Sturztraining ist meiner Meinung nach das wichtigste Training, aber bitte RICHTIG!!! |
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