Spotten
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Sicherungstechnik
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Chris Schmuck
Beiträge: 70
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Beitrag vom: 05.05.2011 - 13:49
Hallo,
weil ich grad in einem anderen Thema was von spotten gelesen hab - wieviel und wann spottet Ihr?
Ich machs immer von der Tour und vom Untergrund abhängig, ob ich spotte. Wenn ich weiß, dass mein Kletterpartner den Einstieg locker klettert, dann lasse ich es meist und wenns kritisch wird, dann spotte ich natürlich.
Nach dem 1. Haken sichere ich aber normal, dafür aber ganz streng. So reichts immer, dass ich den Kletterer vor dem Boden abfange.
Im Freien, wenn der Untergrund uneben und evtl. auch steinig ist, dann spotte ich immer bis zum ersten Haken. |
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Thorsten Wild
Beiträge: 601
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Beitrag vom: 05.05.2011 - 14:35
Ich spotte eigentlich immer bis auf ca. 3m Höhe oder der ersten Exe - je nach dem was später kommt. Unter drei Meter sehe ich einerseits noch die Bouldergrenze bzw. bin ich mir eigentlich recht sicher, das mein Kletterpartner eine sehr reelle Chance auf Bodenkontakt hat.
Rein Rechnerisch gesehen sieht es z.B. in einer Halle wie folgt aus:
Beinlänge Vorsteiger = 90 cm
Gestreckte Exenlänge = 225 cm (180 cm Körpergröße)
Höhe 1. Exe = 200 cm
Höhe 2. Exe = 290 cm
Vorsteiger clippt auf Hüfthöhe und rutscht beim clippen ab:
Seilfalltiefe: 180 cm (da 90cm Exenabstand)
Seildehnung 10%: 20 cm - Seil von Sichererhüftgurt bis zum clippen/Vorsteigerhüftgurt 200 cm
Gesamtfall: 200 cm
In diesem Fall steht der Vorsteiger mit seinen Füßen auf den Boden, wenn ich ihn sehr eng gesichert habe.
Vorsteiger clippt über Kopf sobald die Exe in Griffweite kommt und rutscht beim clippen ab:
Seilfalltiefe: 430 cm (90 cm + 135 cm vom Hüftgurt bis zur clippenden Exe)
Seildehnung 10%: 30 cm - Seil von Sichererhüftgurt bis zum clippen/Vorsteigerhüftgurt 305 cm
Gesamtfall: 460 cm
In diesem Fall liegt der Vorsteiger zu meinen Füßen auf den Boden, wenn ich ihn sehr eng gesichert habe.
Vielleicht mache ich gerade auch einen schweren Rechenfehler, aber das ist zumindest meine Motivation, warum ich zum heutigen Zeitpunkt meinen Vorsteiger halt bis ca. 3 m spotte.
Dabei hab ich das Gelände unter mit noch nicht berücksichtigt. |
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Thomas Spandl
Beiträge: 194
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Beitrag vom: 05.05.2011 - 16:53
Abgefahrn , Was hast du denn da alles geschrieben, Thorsten
Spotte bis maximal zur zweiten Exe. Aber wie du geschrieben hast Chris: hängt vom Untergrund ab
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Chris Schmuck
Beiträge: 70
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Beitrag vom: 05.05.2011 - 22:24
Ist mal alles sehr theoretisch...
Wer den 2. Haken (oder den 3. oder 4. oder 5. Haken) überstreckt klippt, dem geschieht es recht, wenn er auf den Boden fliegt und deshalb gehe ich auf diese Rechnung mal nicht ein. Spaß bei Seite, aber es ist einfach falsch überstreckt zu klippen und wenn man diesen Fehler macht, dann fliegt man auch noch vom 5. Haken bis zum Boden und spotten hilft da auch nichts mehr.
Zu Deiner Rechnung:
Der erste Haken ist auf 2,00m und der 2. Haken auf 2,90m. Du fliegst beim Klippen mit der Hüfte auf 2,90m ab und stürzt Deine 1,80m. Dann ist Deine Hüfte immer noch auf 1,10m. Bei einer Sturzhöhe von 1,80 ist der Kletterer noch zu langsam, um die Seildehnung von 10% auszunützen, aber geh mal von den 10% aus, dann wären das knapp ca. 30cm. Jetzt wirds natürlich schon knapp.
Was mache ich als Sicherungspartner - ich kann entweder stehen bleiben und nichts tun oder reagieren? Ich stehe etwa einen Meter außerhalb der Fall-Linie und gehe beim Sturz in die Knie (Seil verkürzen). Der Kletterer wird mich nach vorne/oben ziehen, aber dadurch bremst sein Sturz ab (wie auch schon durch die Seildehnung). Der Kletterer wird also gebremst maximal leicht mit den Füßen am Boden aufkommen und nicht nach hinten umkippen (er hängt ja immer noch im Gurt).
Wie sieht es beim Spotten aus?
Der Kletterer fliegt aus 2,90m ungebremst auf den Boden, wird aber durch das Spotten davon abgehalten nach hinten zu kippen.
Das war jetzt der Worst-Case. Was passiert, wenn der Kletterer nicht bei 2,90m odern schon bei 2,50m fliegt? Beim Sichern wahrscheinlich ohne Bodenkontakt, beim Spotten mit Bodenkontakt, aber ohne Umkippen.
Ja, ich weiß schon. War sehr theoretisch und wahrscheinlich auch mit zig Denkfehlern |
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Chris Schmuck
Beiträge: 70
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Beitrag vom: 05.05.2011 - 22:32
Hab noch was vergessen. Der Kletterer wird wahrscheinlich auch nicht ganz aufrecht und gerade nach unten fliegen, sondern einen leichten Bogen. Weiter wird er eine Sturzhaltung einnehmen und versuchen, sich mit den Füßen an der Wand abzufangen. Es kommen also nochmal ein paar Zentimeter Luft dazu.
Nichts desto trotz ist natürlich ein Sturz in den ersten Haken eine recht unangenehme Art des stürzens |
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Thorsten Wild
Beiträge: 601
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Beitrag vom: 06.05.2011 - 06:35
Hm. Ich muss dir auf jeden Fall schon einmal beipflichten das in meiner Rechnung die Reaktion des Sicherungspartners fehlt.
Zumindest denke ich, das deine gestellte Frage nicht wirklich einfach zu beantworten ist und natürlich auch sehr stark von den unterschiedlichen Faktoren abhängt. Denn wenn ich es mir gerade Recht überlege, verhalte ich mich draußen zum Beispiel anders als in der Halle, wenn der zweite Haken halt normalerweise nicht 90 cm nach der ersten Exe kommt. Denn bei einem Hakenabstand von 200 cm oder mehr tendiere ich auf jeden Fall auch eher zum stramm sichern (Besonders bei einem echt bescheidenen Untergrund).
Langsam fange ich an zu überlegen warum ich es also in der Halle anders mache. |
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Kalle Demetz
Beiträge: 3324
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Beitrag vom: 06.05.2011 - 09:43
Es ist alles sehr theoretisch und in der Realität sieht es meist anders aus. Wenn die Sicherungskette optimal eingehalten wird, dann reicht in der Regel die Seillänge zum Abfangen aus. Wir spielen das bei jedem Vorstiegskurs mit unseren Teilnehmern durch. Aber wie gesagt, es muss perfekt gesichert werden.
Meiner Meinung nach liegt das Problem aber wo anders, nämlich an der niedrigen Höhe des ersten Hakens, die eine Sicherheit vorspielt, die in der Realität nicht vorhanden ist. Wäre dieser nur 50cm höher (ca. 2,50m - 3,00 m), dann ergäbe sich die Gefahr des Bodensturzes kaum. Und die Absprunghöhe von unter einem Meter (Hakenhöhe - Körpergröße - Armlänge) wäre mit spotten auch vertretbar. Auch wenn es die Hallen nicht gerne sehen - ich hänge aus obigen Grund meist erst den 2. Haken ein, was auch für den Sicherungspartner beim dynamischen Sichern angenehmer ist.
Um die Sicherheit zu erhöhen fände ich es viel sinnvoller, die Touren bis zum 2. Haken ca. 1 Grad leichter zu schrauben, als den Rest der Tour. Dann würde es meist gar nicht zum Sturz kommen. Manche Hallen praktizieren dies auch.
Da im Freien die ersten Haken meist über 3m gebohrt sind, wird man dort mit diesem Problem auch kaum konfrontiert.
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Axel Westermeier
Beiträge: 163
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Beitrag vom: 06.05.2011 - 13:04
Ich spotte auch, bis die erste Exe eingehängt ist. Hab mir da aber noch nie so detaillierte Gedanken gemacht |
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