Welche Bandstärke zum Verbinden von Brust- und Hüftgurt?
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Alfred Haider
Beiträge: 3
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Beitrag vom: 11.05.2023 - 17:58
Hi,
gleich mal vorweg ich bin ein Anfänger was Bouldern und Hallenklettern angeht.
Als ich mir den Hüftgurt gekauft habe wurde mir empfohlen dass ich, wenn ich Vorstieg machen will ein Brustgurt verwenden soll. Denke mal der Hintergrund ist, dass mein Körperschwerpunkt nicht optimal ist.
Jetzt meine Frage, welche Bandstärke und Breite würdet ihr für die Verbindung Brust- und Hüftgurt empfehlen? Wenn ich sie so wie in dem Bild verbinden möchte? Reicht ein 16mm Band? Oder sollt es ein Breiteres sein?
Schon mal Danke für euer Feedback.
Grüße,
Alf |
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Christoph Limmer
Beiträge: 6
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Beitrag vom: 11.05.2023 - 19:30
Hi Alf,
wenn du dich so wie auf dem Bild einbindest, sollte die komplette Belastung auf den Hüftgurt kommen. Nur, wenn du beim Sturz nach hinten kippen solltest, dann wird das durch den Brustgurt verhindert. Da du dann aber sofort wieder in die aufrechte Position zurück kippen wirst, wird der Brustgurt nur kurz belastet.
Wie breit das Band sein soll kommt darauf an, wofür du ihn genau verwenden möchtest. Hallenklettern mit kurzen Hakenabständen, Sportklettern im Freien mit 3m Hakenabständen, Alpinklettern ggf. mit Rucksack, Klettersteig etc.
Ein 16mm Band ist schon recht dünn, könnte aber bei kurzen Hakenabständen ausreichen. Ich hatte bisher immer ca. 30mm breite Bänder.
Viele Grüße
Chris |
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Alfred Haider
Beiträge: 3
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Beitrag vom: 11.05.2023 - 19:42
Hallo Chris,
Danke für deine Antwort. Also ich denke fürs erste werde ich auf jeden Fall erst mal in der Halle bzw in der Aussenanlage bleiben.
Dann werde ich mir mal ein 25mm oder 30mm Band besorgen.
Wobei es eh erst noch dauern wird bis ich Vorstieg mache, bleibe erst mal bei Toprope und Auto Belay, da ich ja noch ein blutiger Anfänger bin.
Bye,
Alf |
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Rainer L.
Beiträge: 161
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Beitrag vom: 12.05.2023 - 11:31
Hallo Alf,
k.A. wer Dir das erzählt hat, aber es gibt nur sehr wenige Gründe, heute noch einen Brustgurt zu benutzen. Die heutigen Hüft-Sitzgurte haben den Hüftteil weit genug oben, so dass man eigentlich nicht herausfallen kann.
Ausnahmen sind nur Kinder, bevor sie eine sichtbare Taille haben, schwangere Frauen sowie Personen mit einer ähnlichen Körpergeometrie wie der von Ricarda Lang.
Medizinische Gründe, wie z.B. Wirbelsäulenprobleme (Bandscheibenvorfall) schließen das Klettern im Vorstieg meist ohnehin aus.
Das Seil wird immer (!!!!!) im Hüftsitzgurt eingebunden. Einzige Ausnahme ist das Klettern mit sehr schweren Rucksack, der den KSP deutlich nach oben verlegt.
Auch wenn Du Dich indoors lächerlich machst (mit Brustgurt hast Du das Problem ohnehin): Zum Brustgurt gehört immer der Helm. Selbst im Toprope führt ein Sturz in die Brustgurt-Hüftgurt- Kombi immer zu einem ruckartigen Aufrichten und damit häufiger als sonst dazu, mit dem Kopf am Fels anzuschlagen. |
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Alfred Haider
Beiträge: 3
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Beitrag vom: 12.05.2023 - 12:10
Hi,
also wie Ricarda Lang bin ich, Gott sei danke, nicht mehr, aber ich habe leider schon noch zu viel um die Hüften und generell ist mein Längen-Verhältnis von Unter- zu Oberkörper nicht optimal (kurze Beine, längerer Oberkörper). Denke mal beides ist der Grund warum mir in dem Laden (Spezialgeschäft fürs Klettern) der Brustgurt nahegelegt wurde. |
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Nicolas Benezan
Beiträge: 71
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Beitrag vom: 13.05.2023 - 16:04
Zu Brustgurt Pro/Contra haben Christoph und Rainer ja schon alles gesagt. Nochmal zur ursprünglichen Frage, der Breite des Bandes:
"Zu dünn" gibts eigentlich nicht, zumindest was die Belastbarkeit angeht. Alle zum Klettern zugelassene Bandschlingen haben mindestens 22kN Festigkeit. Selbst wenn die Knoten das reduzieren, ist es immer noch mehr als jemals bei einem Sturz auftreten kann.
Die Breite des Bandes beeinflusst lediglich, wie gut man die Knoten knüpfen kann, und wie leicht oder schwer man sie wieder aufkriegt. Dynema-Material ist sehr glatt. Deshalb kann es vorkommen, dass Knoten unter Last verrutschen und sich so stark zuziehen, dass man sie nur noch sehr schwer aufkriegt. Ich benutze deshalb Dynema nur zum Expressen-verlängern und nicht für Sachen, wo man Knoten reinmacht. Da ist Polyamid/Nylon besser.
Bei Binden der Sitz-Brustgurt-Verbindung muss man darauf achten, dass das Seil niemals ganz rausrutschen kann, auch wenn sich ein Knoten der Bandschlinge ganz lösen sollte. So wie auf dem Bild ist es richtig, Seil durch beide Augen fädeln.
Das mit dem optimalen Schwerpunkt, d.h. die optimale Entfernung des Anseilpunktes von der Anseilschlaufe des Sitzgurtes, kannst Du ja ausprobieren. Etwas Sturztraining kann sowieso nie schaden, um beim Vorstig Sicherheit zu gewinnen. Du kannst ja langsam Anfangen auf Höhe der letzten Zwischensicherung und ganz gerade, und dan langsam steigern.
Mir ist es auch schon passiert, dass ich bei abenteuerlich geschraubten Routen mit pseudo-Quergängen oder weitem seitlichen Abstand zur Haken-Linie beim Sturz mit dem Kopf nach unten gelandet bin, obwohl ich immer darauf achten, nicht mit dem Beinen im Seil einzufädeln.
Bei großen Abständen, egal ob weit über oder neben der Zwischensicherung, sollte man möglichst kontrolliert stürzen, d.h. wenn man merkt, dass man es nicht mehr halten kann, sich mit dem Bauch in Richtung der letzten Exe drehen und wenn möglich ein ganz wenig in diese Richtung springen.
Wenn man von der Zwischensicherung weg gedreht stürzt, führt das in dem Moment, wenn sich das Seil spannt, zu einem starken Ruck und einer unkontrollierten und meist sehr unangenehmen Drehbewegung - egal ob mit oder ohne Brustgurt, und auch wenn man nicht mit dem Kopf nach unten fliegt.
Wie schon Rainer sagte, wenn der Aufricht-Ruck zu stark ist, kannst Du Dich auch mit Brustgurt direkt in der Schlaufe des Hüftgurts einbinden. Der Brustgurt verhindert dann nur das Herausfallen in Kopfüber-Stellung. |
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Christoph Limmer
Beiträge: 6
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Beitrag vom: 13.05.2023 - 17:28
@Rainer:
Du hast natürlich Recht, dass heute kaum jemand mehr mit Brustgurt klettert. Trotzdem würde ich echt aufpassen, jemanden vom Tragen des Brustgurts abzuraten bzw. dich darüber lustig zu machen. Rein schon aus moralischen Gründen, denn passieren kann immer was. Und zum Thema Helm - es sollen auch in Kletterhallen schon Handys und GriGris von der Wand runter gefallen sein...
Ich finde es gut, wenn sich jemand Gedanken um die Sicherheit macht und nicht auf Brustgurt oder Helm verzichtet, nur weil er uncool aussieht oder unbequem ist. Und wenn man dann länger klettert und Gefahren einschätzen kann, dann kann man auch ein geringes Zusatzrisiko in Kauf nehmen und auf den Brustgurt wieder verzichten.
Eine Aussage ist übrigens falsch. Wenn man einen Brustgurt nutzt, dann bindet man sich nicht in die Einbindeschlaufe des Klettergurts ein, sondern wie auf dem Foto. Wenn man sich in die Einbindeschlaufe des Klettergurts einbinden würde, dann würde man die Wirkung des Brustgurts praktisch aushebeln. |
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Rainer L.
Beiträge: 161
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Beitrag vom: 15.05.2023 - 08:58
Mir ist als wesentliche Anwendung des Brustgurts (außer bei Personen ohne sichtbare Taille) sonst nur noch bekannt, dass ein ein Überstrecken der Wirbelsäule verhindert. Wichtig bei Verletzungen der Wirbelsäule oder kurz zurückliegenden inneren Verletzungen. |
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Alexandra Zaul
Beiträge: 3
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Beitrag vom: 15.05.2023 - 09:49
Ja, um das nach hinten kippen bei einem Sturz zu verhindern ist die (einzige?) Aufgabe des Brustgurts. Jetzt stellt sich die Frage, wann sowas passieren kann (bsp. Alpinklettern, Rucksack, Klettersteig, Figur etc.). Dann sollte man den Brustgurt benutzen. Ob man ihn letztendlich benutzt bleibt jedem selbst überlassen und liegt auch in der Verantwortung des jeweiligen Kletterers. Aber man sollte sich bei Nichtbenutzung auch nicht beschweren, wenn dann doch mal was passiert. Genauso wie beim Helm halt auch.
Zur Frage selbst:
Nicolas hat es gut beschrieben. Von der Stabilität her halten alle Bandschlingen, auch die ultradünnen. Dickere Reepschnüre oder Seilstücke halten ebenso. Aber bei zu dünnem Material kann es bei einem größeren Sturz durchaus zu Verletzungen kommen. Ist ähnlich wie beim Autogurt - gibt ne kurze harte Belastung (wenige Sekunden), aber die reichen nun mal zum Verletzen.
Wenn du dich dazu entscheidest einen Brustgurt zu verwenden, dann mindestens 30mm. Je breiter die Bänder umso störender, aber im Notfall wird halt auch die Belastung besser verteilt, breite Bänder sind also sicherer. Ich würde dir ja 40-50mm empfehlen. |
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Nicolas Benezan
Beiträge: 71
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Beitrag vom: 16.05.2023 - 12:13
Achso, ja natürlich. Ich bin davon ausgegangen, dass das fragliche Bandmaterial wie im Bild von Beitrag #1 nur zum Zusammenbinden von (fertig gekauftem) Brust- und Sitzgurt-Teilen benutzt wird. Da ist die Breite egal und es kann auch keine Verletzungen geben durch zu schmales Band.
Es gibt natürlich auch noch die Möglichkeit, sich den Brustgurt aus Bandmaterial selber zu "basteln". Man nimmt dazu eine vernähte Bandschlinge von etwa 90-120cm Länge, legt sie zu einer Acht und schlüpft mit beiden Armen so hinein, dass der Kreuzungspunkt auf dem Rücken liegt. Dann bindet man mit einer zweiten Bandschlinge vorne alles zusammen, wie auf dem Bild.
Bei dieser Möglichkeit sollte das Bandmaterial wirklich breiter sein. Verletzungen sind m.M. auch bei schmalem Material unwahrscheinlich, die Last kommt bei Zug von vorne auf die Schulterblätter, und die sind stabil. Aber breites Band ist einfach bequemer.
Nur wenn man die Kreuzung vergisst, kann es zu schweren Verletzungen kommen, weil das Band in Hals und Rippen einschneidet. Deshalb bei Eigenkonstruktionen immer kontrollieren! |
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