Projekt Empfehlung und Bewertung
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Trainingslehre
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Tina Fraunholz
Beiträge: 238
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Beitrag vom: 01.03.2017 - 13:05
Ein paar Fragen an euch:
Ich habe ein Projekt, grundsätzlich geht jeder Zug, ich habe die Tour sowohl im Vorstieg als auch im Nachstieg geklettert, aber nie durch. Problem der Vierte Haken lässt sich für mich weder ein noch ausklippen. Dies ist auch die Schlüsselstelle. Rein theoretisch bin ich jetzt nach dem Ausbouldern der Meinung ich sollte den Haken überklettern. ( wenn ich dies mental schaffe). Dann stellt sich mir das Problem, am Rettungsgriff ist der vierte Haken an meiner Hüfte bzw oberen Oberschenkel. Ich empfinde das immer als schwierig dort zu klippen. ( hier müsste ich wohl erst das Seil einklippen, denn an den unteren Karabiner* komme ich danach nicht mehr ran... Oder gleich den Fünften Haken einklippen, hierfür müsste ich dann natürlich Seil holen, dass ist dann der Moment wo ich auf keinen Fall fallen darf!
Wie würdet ihr das Lösen?
Ich persönlich bewerte diese Tour für mich als schwerer, als Touren mit gleicher Bewertung, die ich bereits gemacht habe, falls ich sie überhaupt schaffe.
Wie würdet ihr die erbrachte Leistung bewerten allgemein bei so einem Problem -nicht jetzt auf diese Route bezogen ( wird ja immer gern viel diskutiert Rotpunkt vs. Pinkpoint etc....)? Vorallem würde mich das jetzt interessieren, wenn NICHT die Groundergefahr beim Klippen des fünften Haken besteht, wie bei meinem Beispiel!
Also: Ist man zu schwach in der Schlüsselstelle zu klippen oder ist man so stark, dass man auslassen kann?
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Kalle Demetz
Beiträge: 3324
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Beitrag vom: 01.03.2017 - 14:03
ich würde empfehlen, die tour im top-rope so zu trainieren, dass du den haken sicher einhängen kannst. evtl. findest dabei eine stabile position.
bisher war ich noch nie so cool, am limit einen haken zu überklettern. 1-2 züge ja, aber weiter respekt demjenigen, der sich sowas traut.
ein freund klippt fast immer so, dass er die exe nimmt, dann erst das seil und danach den haken einhängt. und das geht richtig schnell.
die 4. exe auslassen... aber dir traue ich es schon zu, die groundergefahr richtig einzuschätzen. |
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Martin Grulich
Beiträge: 1067
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Beitrag vom: 01.03.2017 - 19:12
Hallo Tina,
dieses "Problem" hatte ich letztes Jahr bei meinem schwersten Vorstieg auch. Auch am 4. Haken. Ich habe diesen Haken ca. 1m nach unten verlängert, um ihn klippen zu können. Mit den Füßen auf Hakenhöhe habe ich ihn dann später noch kurz gehängt. Bin mir im Nachhinein gar nicht mal sicher, ob das normale Klippen einfacher gewesen wäre, aber Klippen auf Abpfiff kann auch ein psychisches Problem sein. Wie auch immer - ich war erst mal froh, da überhaupt im Vorstieg hochgekommen zu sein. Nach meiner Definition war das schlechtes Pinkpoint und so richtig zufrieden bin ich damit natürlich nicht. Andere tragen da vielleicht Rotpunkt ein und machen sich weiter keine Gedanken.
Unsere momentane verwässerte und "lockere" Einstellung zu Begehungsstilen macht sich immer mehr breit, ob das jetzt Rotpunkt, Einstiegshilfen oder Chippen betrifft. Jüngstes mir bekanntes Beispiel ist die 2. Begehung von "Metanoia", 7 an der Eiger-Nordwand. Die 1991 von Jeff Lowe im Alleingang in 9. Tagen ohne Bohrhaken erstbegangene Route konnte erst jetzt 25 Jahre später durch 3 Profibergsteiger wiederholt werden. Allerdings nur unter Verwendung von 2 Bohrhaken. Sonst wäre es den Bergsteigern zu gefährlich gewesen.
Zitat aus alpin.de:
Als der 1991 persönlich angeschlagene Lowe eine direkte Linie durch die Nordwand des Eigers solo klettern will, möchte er einen Tribut zollen an die Pioniere des extremen Alpinismus, die die größten alpinen Wände mit primitiver Ausrüstung und Technik angingen, ohne Bohrhaken. Lowe sagt dazu: "Daher bin ich auch ohne Bohrhaken geklettert. In der Hoffnung, dass "Metanoia" ein Beispiel dafür wird, was man auch ohne sie schaffen kann."
Infos findet man unter anderem bei alpin.de und climbing.de.
Also Tina, mache, was Du für richtig hälst. Unsere Vorbilder machen das ja auch...
In meinem nächsten Projekt habe ich übrigens auch wieder Probleme beim Klippen. Diesmal möchte ich hier aber "sauber" hochklettern
Gruß Martin |
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Randolph Möllenberg
Beiträge: 47
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Beitrag vom: 01.03.2017 - 21:30
Wie gut ist denn Griff von dem du den 5. Haken clippen würdest? Wenn es ein Henkel ist und du aus der Position auch gepumpt sehr sicher clippen kannst, würde ich den 4. Haken auslassen. Ansonsten würde ich es lassen und irgendeinen anderen Weg suchen den 4. Haken zu clippen. Ist kein Projekt Wert seine Gesundheit dafür aufs Spiel zu setzen.
Btw. auch mit ausgelassener Exe ist es für mich ein sauberer Durchstieg, ist ja schließlich kein Lead-Wettkampf |
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Chris Bauer
Beiträge: 322
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Beitrag vom: 02.03.2017 - 08:13
Einzelnen Karabiner* in den vierten und den kannst dann klippen.
Den fünften verlängern und dann nicht mehr einhängen wenn es zum 6. Haken ok ist.
Meist findet sich doch ein weg wie sich der Haken einhängen läßt und wenn es stärker werden ist, wie war das noch gleich damals bei Intermezzo und Klem Loskot. |
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Tina Fraunholz
Beiträge: 238
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Beitrag vom: 05.03.2017 - 14:40
Puuh, gibt es jetzt viel zu beantworten.
@ Randolph und Kalle: das mit dem "erste Seil in Exe - dann Exe in Haken", erscheint mir jetzt doch ganz praktikabel und nicht zu schwer, zudem denke ich , dass dann die Goundergefahr nicht gegeben ist. Der Griff ist ein Henkel und von dem würde ich auch den fünften Haken klippen.
@ Chris, den fünften verlängern macht eher keinen Sinn, da er auf Schulterhöhe links von mir ist, somit wäre eine Verlängerung schwerer zu klippen, und Seilholen müsste ich trotzdem.... ( den Rest von deinem Kommentar habe ich nicht verstanden )
@Martin: deine Bewertung bei dem Beispiel "schlecht Pinkpoint" finde ich passend. Und wenn ich zum Beispiel beim Pinkpointversuch den Haken auslasse, könnte man mutig/wagemutig Pinkpoint sagen....
Ist denke ich auch eher eine persönliche Geschichte, wie man das bewertet. Für jemanden der selten vorsteigt und dabei viel Angst hat, kann dann schlecht pinkpoint viel mehr wert sein, als für jemanden, der viel vorsteigt und vor dem Fallen weniger Angst hat.
Ich persönlich halte mich auch nicht 100% an diese Einstufungen, da ich das schon auch unterschiedlich empfinde. Ein Pinkpoint -Durchstieg im zweiten Versuch ( der erste war dann Rotpunkt) ist für mich auch toller als wenn ich die Tour Rotpunkt geklettert bin , aber schon so oft vorher geübt habe, dass ich inzwischen jede Mulde kenne..... und onsight ( auch Alzheimer Onsight) ist immer noch besser als Rotpunkt!
Bei uns im privaten Bereich kann das jeder machen wie er will.
Klar ist, wenn die Weltspitze diese Unterschiede in besonderen Routen macht, sollte das einfach dokumentiert werden. Aber bitte nicht unsere "schlecht Pinkpoint" Bewertung einführen, dass lassen wir uns patentieren
Ciao
P.S.: Bin leider noch nicht wieder bei der Route gewesen. |
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Richie Bauer
Beiträge: 180
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Beitrag vom: 05.03.2017 - 17:31
Hallo Tina,
wenn ich Deinen ersten Beitrag richtig lese geht es ja auch nicht darum, wie Du die Begehung nennst, sondern wie Du den Haken einhängst bzw. ob Du ihn auslassen sollst.
Auslassen hängt davon ab, wie die Route oberhalb weiter geht. Ist sie relativ leicht und Du kannst auch keinen Grounder machen, dann kannst Du es auch riskieren, den Haken auszulassen. Aber falls klicken geht, würde ich ihn auch möglichst klicken. Evtl. wie Du bereits erwähnt hast, Seil zuerst in die Exe.
Da klicken auf Hüfthöhe bzgl. Sturzlänge ohnehin ideal ist, würde ich mir über klicken auf Oberschenkelhöhe keine Gedanken machen, falls Du den Haken nur von oben einhängen kannst. |
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Martin Grulich
Beiträge: 1067
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Beitrag vom: 05.03.2017 - 20:12
Hallo Tina,
also, egal ob schlecht oder mutig Pinkpoint:
Hauptsache, Du kommst gesund und munter,
irgendwie rauf und auch wieder runter
Gruß Martin |
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Tina Fraunholz
Beiträge: 238
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Beitrag vom: 06.03.2017 - 09:46
Hallo Richie, hallo Martin,
als erstes JA, gesund hochkommen ist das A und O!
Und meine Frage war durchaus nicht nur auf dieses spezielle Problem gerichtet, sondern auch allgemein.
Mein sp. Problem habt ihr mir schon gelöst: Ich muss von dem Henkel den vierten Haken klippen auch wenn er schon unter mir ist. Von dort kann ich zwar schon den Fünften klippen, aber nur mit Groundergefahr beim Seilholen.
Das mit der (subjektiven)Bewertung habe ich mit angesprochen, weil rein von meinem Sicherheitsempfinden und der Sturzangst ich lieber früher klippen würde. Und für jemanden der früher klippen kann die Tour damit doch wohl als leichter empfunden wird. ( Oder er ist einfach besser und kann hier eine Lösung finden)
Grundsätzlich sollte man ja eher später klippen, aber das kennt doch wohl jeder, dass man sich viel wohler fühlt , wenn man schon geklippt hat. Genau bei der beschriebenen Tour ist es aber so, dass der Haken für mich sich von unten nur überstreckt klippen lässt ( bzw. gar nicht, da ich zu klein bin ) oder eben erst, wenn ich fast drüber bin. ( Groundergefahr in beiden Positionen Subjektiv JA Objektiv eher NEIN)
Das geht ein wenig in die Richtung, dass manchmal von Hallenkletteren, die Absicherung in der Fränkischen kritisiert wird und das bei Routen die eher gut gesichert sind, nur eben nicht so eng wie in der Halle oder in anderen Gebieten.
Ich wollte hier eher auf die unterschiedlichen Empfindungen bei dieser Route eingehen.
Eine Freundin mit ähnlicher Körpergröße und Können hat nun einen Weg gefunden den vierten Hacken zu klippen wenn die Exe drin ist. ( also für sie Pinkpoint kein Problem mehr) - Ich habe diese Lösung nicht gefunden, würde dann aber bei meiner Version einen Rotpunktversuch bevorzugen, da ich ja erst das Seil in die Exe klippe und dann in den Haken, somit würde mich eine bereits hängende Exe stören. ( weiß nicht ob zwei in den Haken passen).
Ich keine meine Frage irgendwie nicht richtig in Worte fassen....
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Martin Grulich
Beiträge: 1067
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Beitrag vom: 06.03.2017 - 10:56
Hallo Tina,
wenn bei einem Rotpunktversuch schon Exen hängen, kann man die kurz aushängen und dann gleich wieder einhängen. Das zählt auch als klassisch Rotpunkt. Kann natürlich sein. dass dann manche Leute erstaunt schauen
Oder Deine Freundin baut nach ihrem Versuch die Exen wieder ab.
Gruß Martin |
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