Flow-Zustand beim Klettern
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Plauderecke
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Vavo Due
Beiträge: 5
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Beitrag vom: 11.01.2015 - 17:36
Hallo Zusammen! Ich bin gerade dabei eine Seminararbeit über den "Flow-Zustand" / das "Flow-Erleben" beim Klettern zu schreiben. Wenn ihr Lust dazu habt, dürft ihr mir gerne eure Erfahrungen mitteilen. Damit helft ihr mir sehr! Ich freue mich auf gute Beiträge und Informationen. :)
Zuerst würde ich euch gerne den Flow-Zustand definieren. Laut M. Csikszentmihalyi versteht man unter Flow das vollständige Aufgehen eines Menschen in seiner Tätigkeit. Es wird nicht durch äußere Ziele und Belohnungen wie Geld, Ruhm oder Lob motiviert sondern die Tätigkeit wird um ihrer selbst willen getan und weil sie in sich als lohnend erachtet wird.
Des weiteren bedeutet Flow, dass man sich zu jeder Zeit der Tätigkeit bewusst ist was man tut. Man fühlt sich optimal Ausgelastet (weder unter noch überfordert). Es verschwindet, das Zeit- und Raumgefühl - man ist total fixiert auf die Tätigkeit, das Ich tritt in den Hintergrund und verschmilzt mit dem Klettern.
Um die Diskussion etwas anzuregen frage ich euch nun, ob ihr diesen Zustand aus eigener Erfahrung kennt. Und denkt ihr, dass das Flow-Erlebnis abhängig von eurer Leistung ist (Bessere Kletterer = häufigeres Flow-Erlebnis)?
Danke schon mal :) |
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catherine siebenschuh
Beiträge: 40
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Beitrag vom: 11.01.2015 - 18:26
Hallo Vavo,
Nur ne Frage zu dem Begriff "Flow"
ist er gleich zu setzen mit "Autotelie" ?
Es würde also in Richtung "Unabhängigkeit" laufen also auch unabhängig vom level des Kletterers.
gruss
catherine |
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Julia Plöckl
Beiträge: 44
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Beitrag vom: 11.01.2015 - 23:03
Ich weiß jetzt nicht genau, ob Du das unter Flow-Zustand verstehst. Aber ich finds genial, wenn ich länger an einer Tour rumprobiere und auf einmal gehen die Züge, als ob sie nie ein Problem gewesen wären. Also das Gefühl, etwas geschafft zu haben, was vor Kurzem noch völlig utopisch war. |
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Anna Witt
Beiträge: 985
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Beitrag vom: 11.01.2015 - 23:16
Ich kenne den Zustand schon, teilweise im Onsight und teilweise beim perfekten Abspulen projektierter Routen oder Boulder oder bei Versuchen in selbigen. Ein Phänomen dabei ist, dass ich "schlecht höre", also nur ganz deutlich laut und langsam gesprochene Dinge zu mir durchdringen, und dass sich das Klettern im Nachhinein total leicht anfühlt (,obwohl es am Limit war,) und ich eigentlich nicht mehr richtig weiss, was ich gemacht habe. Unterhalb des Achten Grades kann ich mich an solche Erlebnisse nicht erinnern, am häufigsten habe ich sie im Zehnten Grad erlebt.
@ Catherine: Autotelie ist ein obligater Bestandteil des Flows. Dieser hat aber noch andere Kennzeichen (s.o. oder s. Wikipedia). |
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Vavo Due
Beiträge: 5
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Beitrag vom: 11.01.2015 - 23:39
@catherine siebenschuh:
Zum Flow Zustand gehört unter anderem das autotelische Erleben. Die Autotelie sagt ja aus, dass eine Handlung kein anderes Ziel hat als sich selbst. Was dem "Flow" nicht widerspricht.
Aber ich versteh jetzt nicht genau auf was du raus willst. Ist es das, ob im Prinzip "jeder Kletterer" den Flow erleben kann? Dann geht deine Frage in die Richtung der These, die ich untersuchen will.
Ich hoffe ich habe dir geholfen :) |
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Anna Witt
Beiträge: 985
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Beitrag vom: 11.01.2015 - 23:45
Ich glaube schon, dass man diesen Zustand theoretisch in jedem Schwierigkeitsgrad erleben kann. Nur, wer so viel Energie investiert, dass er sich oft gerade am obersten Rand seines Könnens bewegt, der wird schnell gut und erlebt das Ganze dadurch überwiegend in schweren Routen. Viele Kletterer in den unteren Graden gehen nicht so ans Limit und bewegen sich damit nicht in jenem Bereich der maximalen Auslastung kurz unterhalb der Überforderung, die optimal zum Flow führt. |
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Vavo Due
Beiträge: 5
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Beitrag vom: 11.01.2015 - 23:52
@Julia:
Ich denke eher, dass sich bei deiner Beschreibung das Üben ausgezahlt hat :) Aber wenn du währenddessen Gefühle, wie ich oben beschrieben habe empfunden hast, dann war das Flow. Bei Flow geht es nicht unbedingt um den Erfolg. Die Motivation eine Handlung, wie das Klettern auszuüben rührt gerade daher es einfach nur für die Sache selbst zu tun. Beim Flow hast du eigentlich nie das Gefühl überforder (oder unterfordert) zu sein. Was bei Routen, die dir "utopisch" erscheinen ja der Fall ist, oder?
@Anna:
Ja genau so stelle ich mir das Flow Gefühl vor :) Ich denke, das ist eine sehr gute Beschreibung dafür, du vergisst "alles" um dich herum und bist nur auf dich und die Tätigkeit fixiert. |
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Anna Witt
Beiträge: 985
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Beitrag vom: 12.01.2015 - 00:02
Ja, das ist schon ein tolles Gefühl. Irgendwie ist es die Sucht nach dem Flow, die mich zum Klettern treibt. |
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catherine siebenschuh
Beiträge: 40
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Beitrag vom: 12.01.2015 - 19:03
Ich glaube auch dass der Flow-Zustand in jedem Schwierigkeitsgrad möglich ist. Bei starken Kletterer wahrscheinlich eher im hohen Niveau (mag sein).
Ich habe spät angefangen zu klettern und werde nie ein sehr hohes Niveau erreichen weil es nicht meine Motivation ist.
Habe aber durchaus einen ähnlichen Zustand erlebt in einem Kamin (Sch-Grad 3)ohne Seil und Sicherungen, wollte es erst nur propieren und habe dann meine ganze Umgebung vergessen.
Es war schön, da war nix ausser den Fels, kein stress, keine Angst, keine äussere Einflüsse, und kein Druck von mir selbst aufgebaut.
Diese Art "Taubheit" die Anna beschreibt trifft genau zu.
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Bernhard Beim
Beiträge: 142
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Beitrag vom: 13.01.2015 - 12:43
Bei mir stellt sich der Flow meistens ein bei ner schweren Route welche aber einen guten Bewegungsfluss zulässt, dann bin ich nur noch auf das klettern fixiert, ohne Ängste, und die Probleme sind alle verdammt weit weg;) Wenn eine Route recht unlogisch ist kommt bei mir eher manchmal Panik auf..
Z.b. ungünstiges Sturzgelände...etc. |
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