Wie lange braucht man, um die Sicherungstechnik zu beherrschen?
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Sicherungstechnik
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Tina Fraunholz
Beiträge: 238
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Beitrag vom: 15.10.2016 - 13:10
@Hartwig.... so wie du es sagst wäre es perfekt....
aber solche Fehler passieren eben durch eine Verkettung vieler kleinen Dinge... die man eben nicht immer alle vorhersehen kann und weil man gar nicht daran denkt, dass dies nun notwendig ist.....
Hier war es die erste Route am diesem schweinekalten Tag, natürlich eine leichte, leider habe ich nach Beratung mit dem Sicherer den falschen Einstieg gewählt und nach wenigen Zügen hatte ich leider so kalte Hände, dass ich nicht mehr wusste ob ich Fels oder Eis in der Hand hatte.... man könnte jetzt natürlich sagen, das kann man alles vorher berücksichtigen, aber zumindest habe ich mir gemerkt, dass hier dieser Block am Einstieg liegt und ich dahinter aufkommen muss... ob wir hierüber vorher gesprochen haben oder erst als mir auffiel, dass es zum Absprung kommen könnte?
Menschen machen eben Fehler
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Hartwig Pudzich
Beiträge: 142
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Beitrag vom: 15.10.2016 - 13:52
Natürlich machen Menschen Fehler, und alles Verständlich. Ich habe mir aber angewöhnt (aus Fehlern wird man klug) zu versuchen so etwas einzuschätzen und zu minimieren.
Mein Fehlerfall (als ich gerade ein paar Monate klettern war), wir waren im Morgenbachtal klettern, und haben da von einem Absatz unter einer leichten Routen an einem Nebelverhangenen Tag gestanden. Mein Bruder wollte die für Ihn leichte Tour klettern, ich hatte Ihn in der Sicherung und er sagte zu mir, erst Selbstsicherung, ich weiß nicht wie schmierig es heute ist, und falls ich stürze liegen wir beide 20 Meter tiefer. OK - machte Sinn..... was soll ich sagen ein Griff war komplett nass, mein Bruder ist vor dem ersten Haken gestürzt und an mir vorbei in den Stand, und über eine Kante in die Tiefe.
Uns ist beiden nichts passiert, das war das erste und letzte Mal das ich einen Faktor 2 Sturz halten mußte, und ich habe daraus richtig viel gelernt!
Grüße
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Kalle Demetz
Beiträge: 3324
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Beitrag vom: 15.10.2016 - 16:53
Wenn jemand sagt, sowas könnte ihm nie passieren und er kalkuliert alle Eventualitäten immer mit ein, dann lässt mich das schon sehr zweifeln. Wichtig ist, wie Hartwig schon schrieb, aus Fehlern zu lernen. Mit der Zeit baut man dann einen Erfahrungsschatz auf und bewältigt bestimmte Situationen intuitiv richtig.
Bei Rob und mir war es offensichtlich, wie man sichern muss. Die Tour ist so gesichert, dass man bei einem Sturz am 2. Haken (und evtl. auch am 3. Haken) einen Grounder aus 7-8 Meter macht. Da heisst es absolute Konzentration, kein Schlappseil, möglichst nah an die Wand und zum Seil verkürzen jederzeit absprungbereit nach hinten zu sein (dann wird zwar der Sturz hart, aber evtl. kann man einen Grounder verhindern). Umso schöner, wenn man einen absolut souveränen Kletterer hat und die sich die Aufgabe des Sicherers auf Seil geben und ablassen beschränkt |
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Hartwig Pudzich
Beiträge: 142
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Beitrag vom: 15.10.2016 - 18:16
@Kalle - klar alles wirst du nicht einschätzen können.
Aber aufgrund von Erfahrung und Wissen kann man viele Sachen im Vorraus schon abdämpfen. Dann kommen noch die Gegebenheiten hinzu, wie gesagt schlechte Bedingungen draussen, evt. ungute oder nicht einschätzbare mobile Sicherungen.....
Eine kurze Absprache wg. des Sicherns an sich, möchte ich in der Route eher weich (dynamisch) oder doch in bestimmten Situationen eher hart gesichert werden weil ich sonst z.B. auf einem Band landen könnte....
Was ist vor dem ersten Haken?
Diese Fälle habe ich mit meinen normalen Seilpartnern automatisiert, wenn keiner von uns die Route kennt, sprechen wir kurz ab wo sieht es nach den schwierigen Stellen aus, welche Passagen könnten schlecht abzusichern sein etc. Das dauert dann manchmal ein paar Minuten, aber ich weiß worauf ich mich einlasse, und mein Seilpartner auch.
Grüße
Hartwig
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Kalle Demetz
Beiträge: 3324
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Beitrag vom: 15.10.2016 - 18:51
Ja Hartwig, so sehe ich es auch. Viel miteinander über die Sicherung reden und so Situation möglichst vorab einschätzen lernen. Ist halt ein jahrelanger Prozess.
Und auch für die alten Füchse unter uns: Man lernt nie aus... |
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Martin Grulich
Beiträge: 1067
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Beitrag vom: 15.10.2016 - 21:47
Zitat: Kalle hat ausfahrbare Arme?
Es gibt bestimmt genügend Kletterer, die glauben, dass der Spotter den stürzenden Kletterer auffangen soll. Als Spotter kann man aber nur verhindern, dass der Gestürzte rückwärts umkippt, sich rückwärts überschlägt und dabei zum Beispiel mit dem Hinterkopf lebensgefährlich aufschlägt.
Kalle ist zwar viel kleiner und leichter als Rob, aber sehr kompakt und muskulös. Bei einem Sturz von Rob würde er sich möglicherweise auch verletzen, das ist dann aber kalkuliertes Risiko. Und das muss jeder selbst abschätzen.
Übrigens - Spotten bei ganz niedrigen, steilen Bouldern:
Wenn der Boulderer im Überhang hängt, kann man sich als Spotter in Buckelhaltung hinter/unter den Boulderer stellen (leichte Tuchfühlung), also Rücken an/auf Rücken.
Wenn der Boulderer auslässt, rutsch er Dir halt mal einfach den Buckel runter
Gruß Martin |
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Tina Fraunholz
Beiträge: 238
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Beitrag vom: 16.10.2016 - 12:21
@ Kalle und Martin ...ja was ein Spotter machen soll ist mir schon klar (Priorität nicht auffangen, sondern auf die Füße leiten) ... ich hab damals meinen Spotter weggeschickt, da ich das Gefühl hatte er würde mich gegen den Fels stossen so nah und aufgeregt war er... und ein einfacher Sturz aus der Situation wäre einfach wie ein Sprung von einem Barhocker gewesen udn mit weniger Gefahr einer Verletzung....
@all
Als Anfänger hat man zwar kaum Erfahrung, aber gerade dadurch ist man vielleicht auch aufmerksamer....
Als jahrzehntelanger Kletterer hat man eine Menge Erfahrung und vielleicht wirklich inzwischen intuitiv ein Gefühl dafür
Wahrscheinlich sind so Leute , wie ich mit einigen Jahren Erfahrung aber eben nicht jahrzehntelange am gefährdetsten sich zu verschätzten... |
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Martin Grulich
Beiträge: 1067
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Beitrag vom: 16.10.2016 - 12:57
Hallo Tina,
gefährdet sind wir alle. Klettern ist halt ein Risikosport. Der berühmte Emilio Comici ist beim Abseilen tödlich verunglückt (Leichtsinnsfehler). Der Anfänger hat halt wenig Wissen und Erfahrung und der Erfahrene ist manchmal betriebsblind und Fehler machen wir alle. Hoffentlich nicht folgenschwer...
Gruß Martin |
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